Nährstoffpräparat zur Vorbeugung von Demenz geeignet?

Stand:
Wie sinnvoll ist es, dass ein Arzt ein bestimmtes Nährstoffpräparat wie Eucell Mental zur Vorbeugung gegen Demenz empfiehlt?
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Frage

Wie sinnvoll ist es, dass ein Arzt ein bestimmtes Nährstoffpräparat wie Eucell Mental zur Vorbeugung gegen Demenz empfiehlt?

Antwort

Eine Einzelmaßnahme wie die Einnahme einer Nährstoffkombination wie in Eucell Mental ist nicht geeignet, einen sicheren Schutz vor einer Demenzerkrankung zu bieten. Dass ein Arzt ein bestimmtes Nahrungsergänzungsmittel empfiehlt, ist zudem erstaunlich. Denn die Empfehlung für ein bestimmtes Produkt ist eigentlich nicht erlaubt. Hier liegt der Verdacht nahe, dass ein gewerbliches Interesse des Arztes vorliegt. Das gilt umso mehr, da Demenz nach Krebs in Deutschland die am meisten gefürchtete Krankheit ist.

Hintergrund:
Eucell Mental enthält eine Kombination verschiedener Stoffe wie Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe, die nach dem Gießkannenprinzip zusammengestellt scheinen. Die aufgeführten „Health Claims “ (gesundheitsbezogene Aussagen) sind nur für einzelne Nährstoffe zugelassen. Der Anbieter belegt nicht, dass sich genau die in diesem Produkt verwendete Kombination an Nährstoffen, Pflanzenextrakten und Dosierungen in Studien als wirksam erwiesen hat.
Ob die einzelnen Bestandteile zur „Erhaltung einer normalen Gehirnfunktion“, „zu einer normalen kognitiven Funktion“ oder „einer normalen psychischen Funktion“ beitragen, wie auf der Internetseite des Anbieters dargestellt, hängt auch vom Versorgungszustand der betreffenden Person ab. Während bei betagten und bettlägerigen Personen häufiger ein Vitamin- und Mineralstoffmangel festgestellt wird, ist dies bei jüngeren Menschen eher selten der Fall. Wenn die Person sich bereits gut ernährt, wird deshalb eine weitere Einnahme keine Auswirkungen auf „die normale Funktion“ haben. Eine Aussage darüber, ob das Produkt einer Demenz vorbeugen kann, ist aufgrund fehlender Studien nicht möglich. Bisher sind der Wissenschaft aber auch keine einzelnen Maßnahmen bekannt, die das Risiko einer Demenz deutlich senken können.

Eine Demenzerkrankung kann vielfältige Ursachen haben. Neben möglichen genetischen Komponenten und Erkrankungen des Gehirns sind dies beispielsweise

  • Gefäßerkrankungen,
  • Bluthochdruck,
  • schlecht eingestellte Blutzuckerspiegel und Insulinresistenz/Diabetes mellitus,
  • erhöhte Cholesterol- und Homocystein-Werte,
  • Rauchen,
  • Depressionen,
  • aber auch Risikofaktoren wie mangelnde Bewegung, Übergewicht, Schwerhörigkeit, übermäßiger Alkoholkonsum soziale Isolation oder ein geringer Bildungsstand.
     

Alles, was den Gefäßen schadet – wie Bluthochdruck, erhöhte Blutzucker- und Blutfettwerte - kann die Entwicklung einer Demenz begünstigen. Dementsprechend wird auch dazu geraten, die oben genannten Risikofaktoren zu vermeiden und sich möglichst vollwertig und abwechslungsreich zu ernähren.          

Dass bestimmte Diäten einen Einfluss auf die Entstehung einer Alzheimer-Demenz haben können, konnte zwar in Studien gezeigt werden. Hier konnten pflanzenbetonte bzw. mediterrane Ernährungsformen mit viel Gemüse, Obst (Beeren), Vollkornprodukten und einer Fischmahlzeit pro Woche das Risiko für die Alzheimer-Erkrankung wahrscheinlich senken. Ob tatsächlich eine Ursache-Wirkung-Beziehung vorliegt, also der Verzehr dieser Lebensmittel (oder eher ein insgesamt gesunder Lebensstil) wirklich einen Schutz vor Demenz bietet, muss erst noch in weiteren Studien geklärt werden. Eine ausreichende Evidenz (wissenschaftliche Nachvollziehbarkeit) zur Ableitung von konkreten Ernährungsempfehlungen zur Demenzvorbeugung gibt es bis jetzt noch nicht, betont auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE).

Wissenschaftliche Belege dafür, dass der Verzehr einzelner Nährstoffe oder Pflanzenstoffe (wie Kurkuma, Spermidin, Thymian, Orangensaft oder Polyphenolen aus grünem Tee) einer Demenzerkrankung vorbeugen kann oder einen Einfluss auf kognitive Fähigkeiten hat, gibt es nicht.

 

Zum Weiterlesen:

Quellen:


S3-Leitlinie Demenzen - Living Guideline, Version 5.0. Stand: 28.02.2025 (zuletzt abgerufen am 24.03.2025)

DGE und Diet Body Brain (2015): Demenz: Jeder Zweite in Deutschland hat Angst vor der Krankheit. Stand: 17.12.2015 (zuletzt abgerufen am 24.03.2025)

Hinneburg I (2023): Demenz vorbeugen: Vitamine möglicherweise nutzlos. medizin transparent. Stand: 31.08.2023 (zuletzt abgerufen am 24.03.2025)

Hinneburg I: Kurkuma bei Demenz: Keine Hinweise auf Wirksamkeit. medizin transparent, Stand: 14.06.2018 (zuletzt abgerufen am 24.03.2025)

Hinneburg I: Orangensaft: kein Beleg für Anti-Demenz-Wirkung. medizin transparent, Stand: 16.05.2019 (zuletzt abgerufen am 24.03.2025)

Christof C: Demenz: Hält Vitamin D das Gedächtnis fit? medizin transparent. Stand: 19.05.2015 (zuletzt abgerufen am 24.03.2025)

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