Das Wichtigste in Kürze:
- NEM können den Urin neon-gelb, orange, rot, lila, braun oder sogar grün verfärben. Auch der Geruch kann sich verändern.
- Verantwortlich können B-Vitamine, Vitamin D, Inhaltsstoffe aus Pflanzen oder auch Lebensmittelfarbstoffe sein.
- Meist ist die Verfärbung harmlos - wenn Sie zusätzlich aber ein leichtes Krankheitsgefühl oder Probleme beim Wasserlassen haben, dann sollten Sie sich ärztlichen Rat holen.
- Auch Stuhlverfärbungen durch Nahrungsergänzungsmittel sind möglich.
Farbiger Urin – was tun?
Nahrungsergänzungsmittel (NEM) bzw. deren Inhaltsstoffe sind manchmal sehr intensiv in der Farbe. Werden diese Farbstoffe mit dem Urin ausgeschieden, kann das zu einer harmlosen Verfärbung des Urins führen. Dabei können nahezu alle Farben vertreten sein, neon-gelb, orange, rot, lila, braun oder sogar grün. Die Färbung kann sogar von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein, abhängig vom jeweiligen Stoffwechsel und dem pH-Wert des Urins. Bei manchen Menschen führt sogar das Essen von roter Bete zu einem pinkfarbenen Urin. Andere kennen den typischen Geruch des Urins nach einer Spargel-Mahlzeit.
- Stellen Sie eine solche Verfärbung fest, nachdem Sie erstmals ein bestimmtes Nahrungsergänzungsmittel genommen haben, sollten Sie in die Packungsinformation schauen, ob dort eine solche Farbwirkung beschrieben ist. Dann hat alles seine Richtigkeit.
- Ist das nicht der Fall, achten Sie auf weitere Symptome. Fühlen Sie sich wohl oder haben Sie ein leichtes Krankheitsgefühl oder Probleme beim Wasserlassen? Könnte es sich bei einer rötlichen Verfärbung um Blut handeln? Ist der Urin nicht richtig klar, sondern trüb? Dann suchen Sie sicherheitshalber eine Arztpraxis auf. Das gilt auch bei anhaltend dunklem Urin.
- Sagen Sie auf jeden Fall beim nächsten Arztbesuch Bescheid, dass Sie das Nahrungsergänzungsmittel XY nehmen und dass dieses Ihren Urin verfärben würde. Am besten nehmen Sie die Packung direkt mit hin.
Welche Inhaltsstoffe können verantwortlich sein?
Wird überschüssiges Vitamin B2 vom Körper ausgeschieden kann der Urin intensiv gelb oder orange aussehen. Bei Vitamin B12 / Hydroxycobalamin wird eine Rotfärbung beschrieben. Das gilt vor allem, wenn große Mengen zur Behebung eines Mangels (z.B. bei Veganer:innen) genommen werden. Insgesamt können hoch dosierte Vitamine des B-Komplex (auch in Multivitaminprodukten) zu einer Leuchtend-Gelb-Färbung bis hin zu neongrün führen, die aber im Laufe des Tages wieder verschwindet.
Möglicherweise kann auch Vitamin D eine Gelbfärbung auslösen.
Tiefrote Früchte und Gemüse bzw. deren Extrakte sowie die dunkelrot-lila farbenen Anthocyane (z.B. in Maqui, Brombeeren, Blaubeeren oder Aronia aber auch das Betain (Rote Bete) können zu einer roten / rosa / rotbraunen Färbung führen.
Karottenextrakte oder Betacarotin, aber auch Spargelprodukte („Entwässerungsmittel“) können sich als orangefarbener bis hin zu blau-grünem Urin zeigen.
Auch Rharbarber (und andere Anthrachinon-haltige Pflanzen wie Aloe können Spuren hinterlassen, so dass der Urin rosa bis gelb-bräunlich wie Tee aussieht.
Eisen kann den Urin rotbraun bis schwarz färben.
Nicht zuletzt können es auch Lebensmittelfarbstoffe sein, die sich nach einiger Zeit beim Wasserlassen bemerkbar machen. Dazu zählen besonders die blauen Vertreter wie Brillantblau FCF (E 133), Indigotin / IndigoKarmin (E 132) oder Patentblau V (E 131). Ist der Urin sauer, färben sie diesen unter Umständen grünlich. – Ob diese verwendet wurden, können Sie im Zutatenverzeichnis auf der Verpackung nachlesen.
Ayurvedische Nahrungsergänzungsmittel und solche, die aus dem Bereich der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) kommen, und direkt aus Asien importiert bzw. aus dem Urlaub mitgebracht wurden, können auch in Europa für Lebensmittel nicht zugelassene Farbstoffe wie Methylenblau enthalten. Durch diese kann es zu Grünfärbungen kommen.
Auch illegal in Schlankheitsmitteln/Nahrungsergänzungsmitteln zur Gewichtsreduktion enthaltene Stoffe wie das als krebserregend geltende Phenolphtalein (rosa) oder der Arzneistoff Sennes (rotbraun) führen zur Verfärbung des Urins.
Stuhl-Verfärbungen
Manche Nahrungsergänzungsmittel können auch zu Verfärbungen des Kots führen. Meist ist es eine Frage der Menge. Betacarotin kann der Grund einer orangefarbenen Tönung sein, Eisen oder Aktiv- bzw. Pflanzenkohle ("Black Detox") für schwarz, Kurkuma für gelb oder Chlorophyll (z.B. in Spirulina oder Blatt- bzw. Graspulvern) für dunkelgrün.
Auch Rote-Bete-Pulver (rot) und Heidelbeerpulver (schwarz) können farbliche Veränderungen verursachen. Das oben schon erwähnte Sennes kann den Stuhl gelb färben, ebenso der Fettblocker Orlistat. Außerdem können Farbstoffe in Lebensmitteln (z.B. Süßigkeiten, Getränke) Einfluss haben.
Lassen sich die Veränderungen der Stuhlfarbe nicht auf Nahrungsergänzungsmittel zurückführen, sollten Sie ärztlichen Rat suchen. Schwerwiegende Erkrankungen wie zum Beispiel Magengeschwüre, eine Leberentzündung oder eine Krebserkrankung können ebenfalls solche farblichen Veränderungen verursachen.
Geruchsveränderungen beim Urin
Nahrungsergänzungsmittel können ebenso wie bestimmte Lebensmittel - bekannt ist Spargel - den Geruch des Urins verändern. Da Nahrungsergänzungsmittel aber nicht nur einen Tag genommen werden, kann es zu einer längerfristigen Veränderung kommen. Wenn die Einnahme beendet wird, sollte sich das aber wieder normalisieren.
Ein chemischer Geruch kann durch eine Überdosierung von Nahrungsergänzungsmitteln mit mehreren B-Vitaminen auftreten. Der Urin ist dann in der Regel zusätzlich leuchtend gelb durch das Riboflavin (B2). Ein fauliger Geruch kann durch die Aufnahme von Cholin (Lecithin) entstehen. Einen schwefeligen Urin-Geruch können Nahrungsergänzungsmittel mit Spargel-, Knoblauch-, Brokkoli- oder Grünkohlextrakten verursachen. Ein süßlich-würziger Geruch (ähnlich wie Maggi) ist durch Nahrungsergänzungsmittel mit Bockshornkleesamen möglich.
Quellen:
Orange, rot, purpur, braun etc. ungewöhnliche Urinfarbe durch Arzneimittel. arznei-telegramm 47 (12): 122, 2016
Farbiger Urin durch Lebensmittel. arznei-telegramm 48 (1): 14, 2017
Orange, rot, purpurn, braun. Wenn der Urin plötzlich eine ganz ungewöhnliche Farbe hat. Gute Pillen, schlechte Pillen (2): 17-18, 2017
PharmaWiki (2023): Veränderung der Urinfarbe. Stand: 20.07.2023, abgerufen am 15.01.2024
Pharmawiki (2023): Veränderung der Stuhlfarbe. Stand: 28.07.2023, abgerufen am 15.01.2024
Vierheller D (2022): Was der Uringeruch Ärzten und Patienten verrät. Ärztezeitung online vom 14.12.2022